unterwegs.

Zur Arbeit fahre ich öffentlich. Fünfzig Minuten. Bus. U-Bahn. Schnellbahn. Und am Abend wieder heim. Bus. U-Bahn. Schnellbahn. Fünfzig Minuten. Beim Warten auf den Bus, dann im Zug und schließlich auf der Straße. Massen von Menschen. Alle befinden sich auf dem Weg. In die Schule, in die Arbeit, zum Einkaufen, ins Fitnessstudio, ins Café, zu den Enkeln, zum Kunden. Allen ist eines gemeinsam: Sie starren alle auf einen Punkt vor ihnen. Smartphone. Zeitung. Buch. Oder auf einen Zeitpunkt vor ihnen. Arbeitsplatz. Mathestunde. Einkaufszettel. Kraftkammer. Caféhaus. Musterware. Alles ist starr. Mundwinkel, Mimik, Gestik. Starr. Ich beobachte. Ein Handy läutet. Trotz Kopfhörer ist der Beat laut und deutlich zu hören. Ein anderer Fahrgast erzählt seine Leidensgeschichte, der ganze Waggon hört mit, auch derjenige am anderen Ende der Leitung. Nehme ich an. Und noch einer erzählt. Diesmal über die Freundin. Aber. Kein Handy. Ich habe mich geirrt. Ein Jackpot. Zwei Menschen unterhalten sich im Zug. Selten. Keine Starre, sondern Bewegung. Mimik. Gestik. Laute. Ich beobachte. Gelassenheit. Lächeln. Achtsamkeit. Kreativität. Begegnung. Hebt sich aus der Starre, aus der Masse ab, zugleich geht es aber im starren Mimik- und Gestiklosem unter.

Für einen kurzen Moment war da Bewegung. Leben. Aktivität. Entfaltung. Ein paar mehr solche Momente. Ein paar mehr solche Impulse. Einem Blubbern im siedendem Wasser folgen weitere, bis das Wasser kocht. Einem Lächeln, einem Gruß, einem Wort folgt ein anderes. Gestik, Mimik, Laute nehmen zu. Menschen unterhalten sich. Starre entfaltet sich zum Leben, aus der Masse entfalten sich Menschen.

Ein guter Morgen, ein lebendiger Morgen.